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Impressum

 

 2. November 2008    - Ruhestand von Klaus Klee

 

Das Highlight des Jahres für Freunde des lokalen Kabaretts

 

  

 

Die drei Veranstaltungen der Hochstädter Kabarett-Gruppe MIKROKOSMOS des Jahres 2008 trafen mal wieder exakt den Geschmack des Publikums, wie man den vielen spontanen Äußerungen in den Pausen und Gesprächen nach den Veranstaltungen entnehmen konnte. Auch die lokale Politikprominenz war von den Inhalten sichtlich stark angesprochen, was auch die Besucher registrierten. Leider konnten viele Freunde des Kabaretts den Veranstaltungen nicht beiwohnen, weil die Karten für alle drei Veranstaltungen innerhalb eines Tages ausverkauft waren. Das betrübt die Gruppe MIKROKOSMOS sehr, weshalb ich als Mitakteur speziell für diese Interessenten einen kurzen Überblick geben möchte, was sie versäumten. Vielleicht gelingt es den Betroffenen ja im nächsten Jahr, Karten zu ergattern.

 

 

Meine Schilderungen beziehen sich auf die Inhalte, die Akteure und natürlich die Publikumsreaktionen, die uns Mikrokosmonauten als Indikatoren dienen, wie unsere Inhalte und deren Darbietung ankommen. Gern würde ich auch die Konzentration und die Stimmung hinter der Bühne schildern. Das würde aber den Rahmen sprengen. Soviel sei jedoch gesagt, dass alle Akteure bei jeder Programmnummer und an jedem Veranstaltungstag immer wieder völlig neu um die Publikumsgunst gekämpft haben, weil es einfach dem Respekt vor dem Publikum gebührt. 

Mit jeder Publikumsreaktion fanden die Stückeschreiber ebenso wie die Akteure bestätigt, ob sich nahezu alle Überlegungen während der Vorbereitung in die richtige Richtung bewegten. Wo ungenutzte Reserven entdeckt wurden, wurde auch noch während der Auftritte kräftig improvisiert, um den Effekt zu erhöhen. Die räumliche Kompaktheit des Veranstaltungsortes gewährleistete, dass die Akteure mit dem Publikum auf Tuchfühlung gingen und daraus ein unvergessliches Erlebnis für die Mikrokosmonauten erwuchs.

 

In der Mitte der obigen Collage sehen Sie das neue Bühnenkonzept, das aus einem universellen Hintergrund für Indoor-Themen, einem hellgrauen Vorhang als neutralen Hintergrund und einem schwarzen Vorhang für ganz spezielle Stücke bestand. Zahlreiche Requisiten sorgten dafür, dass sich das Publikum schnell auf die Szenen einstellen konnte. Die Versteigerung diverser städtischer Souvenirs sowie des Modells des kürzlich abgerissenen Bischofsheimer Rathauses war einer der interaktiven Programmpunkte. Links sehen Sie die Übergabe des Modells an Albert Reuhl aus Bischofsheim. Auf der rechten Seite sind einige Requisiten zu sehen, die während des Programms zum Einsatz kamen.

 

Die Übergänge zwischen den Programmnummern bestanden neben Geräuschen und Einspielungen aus geflüsterten Zwischensketchen, die hinter der Bühne spielten. Auch das sorgte neben der Überbrückung der Umbauphasen für kräftige Erheiterung, weil man erfuhr, dass man angeblich so manchen "gar nix heißen" kann.

 

 

 

Alle Bilder dieser Seite sind von 

Event-Fotograf

Kalle Meyer 

 

( superknipsi@t-online.de )

 

DVD des Programms erhältlich

 

Natürlich halten wir unsere Programme per Video fest, damit wir Akteure ebenfalls in den Genuss des Programms kommen. Hinter der Bühne können wir nämlich nur die Publikumsreaktionen registrieren, nicht jedoch die Auftritte in ihrer Gesamtheit genießen. 

Ab dem 1. Dezember 2008 sind DVDs vom Programm erhältlich. Nichtmitglieder des HMV können die Scheibe in der ansprechenden Box zum Preis von 10 € erwerben. Hierzu richten Sie eine E-Mail an klaus.klee@t-online.de . Das Angebot gilt nur bis zum 31.12.2008. Hiermit können alle Interessenten, die keine Karten mehr bekamen, doch noch in den Genuss des Programms kommen, das immer noch reichlich Gesprächsstoff bietet. 

 

Lassen Sie sich nun in den lokalen MIKROKOSMOS mit überregionalen Elementen entführen und nehmen Sie sich bitte einige Minuten Zeit - es lohnt sich!

 

 

Alljährlich befasst sich die Gruppe zu Beginn des Programms mit dem Publikum. In diesem Jahr musst es als großes Gemälde mit dem Titel "Örtliches Publikum" herhalten. Sämtliche Akteure des Programms erschienen nacheinander als Besucher des Heimatmuseums, die sich das große Gemälde betrachteten und von sich gaben, was sie von dem hielten, was sie sahen. Dabei wurden alle bekannte Besuchertypen einer solchen Ausstellung auf der Bühne imitiert.

 

Frank Walzer erschien in der Rolle des kauzigen  Museumswärters und verkündete, dass wegen einer Kabarett- veranstaltung die vorzeitige Schließung der Ausstellung bevor stehe. Als hinterfragt wurde, wann diese denn beginne, folgte das alljährlich schon rituelle "Genau jetzt!" - Licht aus - Abgang von der Bühne.

 

Die Begrüßung des Publikums übernahm in diesem Jahr Klaus Klee als Ältester der Truppe. 

 

Spätestens hier wurden die Besucher auf das neue Bühnenkonzept aufmerksam, das drei Hintergrundsvarianten zuließ. Eines davon war ein richtiges Bühnenbild mit Fenster, durch das Bürgermeister Erhard Rohrbach hereinschaute. Der Effekt nutzte sich zwar im Laufe des Abends ab, regte aber dennoch wegen seines heiteren Lächelns immer wieder zum Schmunzeln an.

 

Bei der Begrüßung erfuhren die Besucher auch, warum sie als Motiv für ein großes Gemälde herhalten mussten. 

 

Die Lösung war ganz einfach:

"Ein ausverkauftes Haus ist einfach ein tolles Bild!", hieß es.

 

Der Eröffnungssketch führte in die Welt der Fast-Food-Gastronomie. Stefan Lohr erschien am Drive-in-Schalter und es entspann sich ein typischer Dialog zwischen dem Hamburger-Kunden und der kessen Bedienung Nina Stein, die ihren umfangreichen Angebotskatalog in schneller Wortfolge abspulte. Dabei versuchte sie, ihren Kunden dahingehend zu disziplinieren, dass er gefälligst auf ihre Fragen antworten und nicht immer dazwischenreden solle. Als er meinte, er wolle doch nur eine Frikadelle zwischen zwei Brötchenhälften kaufen, kam die Bedienung so richtig in Fahrt. Zum Schluss wurde ihm unmissverständlich klar gemacht, dass er als Kunde noch viel hinzulernen müsse, was ihm allerdings zu anstrengend war.

Der Sketch bestach durch seine gute Aufmachung, den Wortwitz und die perfekte Besetzung.

 

Im Vier-Nationen-Stück wurden die banalen TV-Sendungen auf die Schippe genommen, die sich täglich viele Millionen Menschen ansehen. Christine Rothaut begrüßte als Talk-Meisterin der Reihe nach Isa aus Deutschland,   Frank Walzer alias "Theo" aus der Schweiz, Colin Stein alias "Antoine" und  Johannes Matthias alias "Yoshi Tetsu Taku" aus China. Es galt, verschiedene Aufgaben zu lösen. Der Schweizer "Theo" hatte so seine liebe Not mit der Schlagfertigkeit und reizte die Lachmuskeln mit seinem Dialekt und seiner gespielten Schwerfälligkeit. Isa beantwortete die Frage nach den drei Situationen, mit der man Liebe beschreiben könnte, allzu überschwänglich und lag damit total daneben, worauf sie ausschied. 

Als Nächster musste "Theo" die Segel streichen, weil er als Schweizer natürlich die Schnellraterunde versemmelte. 

In der Schnellsprechrunde lieferten sich dann "Antoine" und "Yoshi Tetsu Taku" ein Wortgefecht, bei dem die landestypischen Sprachprobleme mit dem "L" und dem "R" eine entscheidende Rolle spielten. Übrig blieb der flotte Franzose, der nach seinem Sieg den Champagner von der Talk-Meisterin in deren Bauchnabel kredenzt haben wollte. Mit dem Stück konnte gut verdeutlicht werden, was man vom täglichen Unterhaltungsfernsehen zu halten hat.

 

Gisela Jeske schlüpfte anschließend mit dem "Frostbeulchen"  in die Rolle einer Naturfreundin, wobei Heinz Sielmann höchst präsent war. Sie hatte auch ein sehr  interessantes Modell eines Frostbeulchens mitgebracht und referierte über die Verfrorenheit vieler Mitmenschen in der kalten Jahreszeit, wobei Stimmen aus dem Hintergrund (Stefan Lohr, Katja Welsch und Isa) für eindrucksvolle Beispiele und Dialoge sorgten. 

 

Die Einbeziehung von Menschen in die Naturbetrachtungen wirkte natürlich grotesk, zeigte aber, dass auch wir Teil der Natur sind, über die sich ähnlich berichten ließe, wie über die Tierwelt.

 

Gisela Jeske ließ bereits hier ihre bekannt  umwerfende Komik brillieren und machte aus dem normalerweise farblosen Bild einer Naturfreundin ein komische Nummer, die Freunde feinsinnigen Humors begeisterte.

 

Radikaler Themenwechsel: Die Parlamentssitzung! Mit ganz spezifischen Informationen "bediente" der Spezialist für Stadtverordnetenversammlungen (Klaus Klee) eine wissbegierige Besucherin (Christine Rothaut), die sich für das Thema "Parlament und der gesunde Menschenverstand" interessierte - ein Widerspruch in sich. So bekam sie Informationen, wie sie nur Besucher der Stadtverordnetenversammlung besitzen. Es war die Rede davon, dass die Fraktionen sowohl alles beschließen als auch verhindern können, die CDU-Fraktionsvorsitzende allen sage, wo es lang gehe, weil sich ihre Fraktionsmitglieder nicht um Sachen kümmern sollen, von denen sie nichts verstehen. Beim Thema HÖHL wurde deutlich, dass es dort nicht mit dem gesunden Menschenverstand zugegangen sei und dass man gespannt sein könne, ob man mit dem neuen Kanalrohr jetzt endlich mal den Kanal voll genug kriege. Auch wurden die Besonderheiten der Parteien gestreift, die immer wieder auffallen, weil sie zu unverständlichen Entscheidungen neigen. 

Am Tisch der Presse wurde dann deutlich, warum man sich während der Sitzung immer wieder mit der Presse bespricht. Die Presse soll "genau verstehen, was sonst keiner begreift". Der Sitzungsbeginn der Stadtverordnetenversammlung unterbrach dann das Gespräch und die interessierten Bürger mussten den Mund halten.

 

 

Das erste humoristische Highlight des Abends war "Der Werbespot". Gisela Jeske hatte sich über ein Casting für Werbeaufnahmen qualifiziert und stand vor ihrem Auftritt im Studio. Es ging darum, ein "gewichtiges Nachschlagewerk für windige Haustürgeschäfte" zu bewerben. 

 

Der ellenlange Text sorgte für eine Reihe von kuriosen Versprechern, die das Publikum mit schallendem Gelächter quittierte und die Regisseurin Pia Jost immer wieder zum Abbruch veranlassten. Acht Einstellungen wurden benötigt, ehe die Aufnahme "im Kasten" war. 

Mit dem Stück wurde die Werbung so richtig auf die Schippe genommen, die aus Laien Darsteller zu machen versteht, die inzwischen sogar Film- und Theaterrollen bekommen.

 

Beide Akteurinnen ernteten einen riesigen Applaus, denn die Nummer hätte nicht gestenreicher und komischer sein können.

 

Frank Walzer entführte die Besucher nun musikalisch in die hintergründige Welt des Hochstädter Wochenmarktes

Mit der Gitarre trug er eine Moritat vor, die das Markttreiben nicht besser hätte beschreiben können. Da wurde das "türkische Quarkzeug" zu Tsatziki, die Kirschen sehen "schee" aus, da mache man "Schillee" draus", kaufte Nudeln, die sich so gut verdauen. Auch die romantische Seite des Markts wurde deutlich.

Alles war liebevoll verpackt, die Melodie einschmeichelnd und doch konnte man den Verkäufern hinter die Stirn schauen. Mit der Nummer übertraf sich Frank Walzer selbst und sie gab dem Programm die ganz besondere Note.

 

 

Beim "Generationenvertrag" wurde Colin Stein in seiner Rolle als raffgieriger und gewissenloser Jugendlicher so richtig gefordert, denn das entspricht im normalen Leben so gar nicht seiner Lebensauffassung. Doch - Rolle ist Rolle. So diskutierte er mit seinem Opa (Helmut Roog) über den Generationenvertrag, den demografischen Wandel und dessen Ersparnisse, die ihm als Erbe bereits in der Nase steckten. Er konnte gar nicht verstehen, wie man Steuern auf Zinsen zahlen könne, wo er doch seinen Dispokredit perfekt ausnutze, alles lease und abbezahle. Der wehrhafte Opa zog seinerseits alle bekannten Register und appellierte an die Sparsamkeit. Mit windigen Argumenten erklärte der Enkel die Unzumutbarkeit, dass zwei Junge heute einen Alten finanziell durchziehen müssten und er doch besser in ein Heim gehen und ihm die Ersparnisse geben solle. 

Hier flippte das Publikum beinahe aus und es wurde Unmut laut. Doch Colin Stein fuhr unbeirrt fort, dass er nur mit Opas Ersparnissen ein angenehmes Leben führen könne. Wenn es nicht so komme, dann drohe ihm ein Leben mit Entbehrungen oder gar in Armut und er müsse womöglich später selbst in ein Heim. "Opa, das willst du doch nicht wirklich!" führte dann zum Schlussprotest des Publikums, das die Nummer anschließend mit starkem Beifall  quittierte. Das Publikum hatte sich oder den Zeitgeist erkannt und die Rechnung des Stückeschreibers war tatsächlich aufgegangen. 

 

Mit der "Welt des Chattens" machte Klaus Klee das Publikum vertraut. Als "Heartbreaker" in diversen Chats bekannt, führt "Herrmann" in Wirklichkeit das Leben eines biederen Hausmannes, der von seiner Gattin kujoniert wird. Im Internet ist er der Charmeur und lebt seine Anonymität so richtig aus. 

 

Sein tägliches Abstauben wurde jäh durch die Meldung unterbrochen "Sie haben E-Mail erhalten!" Ab diesem Moment veränderte sich die Situation. Als "Heartbreaker" wechselte er in den Chat-Room und eröffnete den Zuschauern seine Welt der dümmmlich-sexistischen Dialoge, die immer wieder aus dem Hintergrund durch schrille Fragen seiner Ehefrau Gisela Jeske unterbrochen wurde, die für seine Chat-Partner natürlich verborgen blieben. 

 

Die Komik der Nummer unterstrich die wahre Armut dieser Art der Kommunikation. Zurück blieb ein sehr amüsiertes aber auch nachdenkliches Publikum.

 

 

Das Internet, die Games und die persönliche Kontaktarmut waren auch der Aufhänger für das Stück "Microsoft Bomb", das sich mit der Internet- schnüffelei des BND befasste. 

 

Die kontaktarme Single (Nina Stein) saß frustriert am PC und ein überaus  eloquenter Werbevertreter (Johannes Matthias) offerierte gegen Kontakt- armut das neue Softwarepaket "Microsoft BOMB ®", mit dem man Pläne zum Bauen von Sprengsätzen und Kontaktadressen zu Terrornetzwerken erhalte. Auch eine Mitgliedsurkunde zur Linkspartei sei dabei. 

 

Nachdem man die Software geladen habe, erscheine recht schnell ein Mitarbeiter des BND, der sich um einen kümmere. 

Gesagt, getan, der BND-Mann (Stefan Lohr) klingelte und kümmerte sich prompt um sie. So kam es zum Schluss zu den bereits angekündigten Fesselspielen, die Handschellen schnappten zu und sie wurde hinausgetragen, um mit noch mehr BND-Mitgliedern weiteren Kontakt zu haben. Die Werbeempfehlung aus dem Hintergrund lautete: Eine Kennenlernaktion mit freundlicher Unterstützung aus ihrem Innenministerium!"

 

Maintals nächste Bürgermeisterwahl und die Bürgermeisterkandidaten waren der Gegenstand des Sketches, den Frank Walzer und Katja Welsch präsentierten. Dazu schlüpften sie in die Rollen zweier SPD-Wahlkämpfer, die krampfhaft eine Alternative zu Erhard Rohrbach suchten. Im Dialog mit dem Publikum versuchten sie zu ergründen, welcher Kandidat denn wirklich Chancen hätte. Im Gespräch waren Jörg Schuschkow, Ralf Sachtleber, Birgit Prinz und Pfarrer Uwe Rau. Letztendlich machte Angelika Feuerbach das Rennen, weil sie wie Rohrbach denkt, handelt und CDU-Inhalte glaubhaft vermittelt. Damit sei auch gewährleistet, dass sich im Rathaus nichts ändere. 

Beide Akteure zogen alle Register und das Publikum machte mit. Die Politiker und die politisch Interessierten verfolgten die Sache mit einem Schmunzeln, obwohl die Maintaler Schwächen damit offen angesprochen wurden.

 

 

Mit der Jugendsprache mussten sich Vater (Helmut Roog) und Sohn (Stefan Lohr) herumplagen, denn der jugendliche Handybesitzer (Colin Stein) machte es ihnen nicht leicht. 

 

Begriffe, wie Kommunikationskeule, Bruzzler, Pansen, Intelligenzallergiker, Münz-Mallorca, Münz-Malle, rolexen, ein Brett fit machen, Burnersession, Happy Hippo, Schnulli-Bambulli, Schneck-Attack, Schattenparker, Brauereitumor und Nixpeiler verschmolzen zu irren Dialogen, die beide Zuhörenden vor harte Aufgaben stellte. 

Es waren die möglichen Interpretationen, die die Zuhörer vom Hocker hauten. Als dann auch noch von einem Alimentenkabel die Rede war, war der Höhepunkt erreicht. Die Nummer wurde so zu einem "echten Bruzzler".

 

Dank modernster Technik erreicht der Fitnesswahn inzwischen auch Deutsche Wohnzimmer. Klaus Klee als sportiver Zeitgenosse und Gisela Jeske als dessen quirlige Ehehälfte ließen den Firnesswahn lebhaft aufblühen, so dass sich doch einige Zuschauer in den Rollen wiederfanden. 

 

Mit der Fernsteuerung und einem kalorienarmen Getränk in der Hand war der Firnesswahnsinnige ein schwer vom Gerät zu trennender Zeitgenosse. Als seine Frau dann auch einmal das Programm erkunden sollte, fand sie schnell Spaß daran, auch wenn "die Nachbarn sicher beim Zuschauen glauben würden, sie hätte einen Knall". Die Freude über die erreichte Punktzahl ließ sie aber den Sonntagsbraten ganz vergessen, der schließlich anbrannte. Die begeistert weitertrainierende Ehefrau empfahl dem Gatten ersatzweise ein Vollkornbrot. 

 

Auch hier waren es wieder die typischen Geschlechterverhaltensweisen und der ausgeprägte Fitnesswahhn, die karikiert wurden, was beim Publikum sichtlich ankam.

 

Plötzlich fanden sich die Zuschauer in einem kleinen Metzgerladen wieder, der doch einem Hochstädter Hofladen sehr ähnlich war. So war man beim Metzger auch schnell im Bild. 

Auch heute noch geben die Klischees von den typischen Einheimischen und den Neubürgern noch genügend Stoff, um die Leute zu erheitern. So wurde gerade eine alte kauzige Einheimische (Katja Welsch) bedient, während zwei bessere Damen (Isa und Pia Jost) hochgestochen parlierten. 

Zu Beginn wurde von der Verkäuferin (Angela Cercas) ein Schinken geteilt und mit zwei unterschiedlichen Preisschildern versehen, die ein Sonderangebot und eine Gourmet-Qualität auswiesen. 

Der Verkäuferin tat das sichtlich weh, weil es sich um einen guten Schinken handelte, aber nur ein Schinken greifbar war. Das Sonderangebot war plakatiert, also half nichts. In Platt und in Hochdeutsch ging es dann munter durcheinander, wobei Säufießjer, Pflaumenkonfitüre und Lackmäeje, Bauchlappe und Morcheln durcheinander gingen. Auch so typische Produkte einer Metzgerei, wie Eier, Wein, Nudeln, Kraut, Gemüse und andere "Köstlichkeiten" sorgten für Gesprächsstoff. Schlusspunkt war dann die Wahl des für die Schambach-Witzenhausens geeigneten Schinkens. Es musst der Gourmetschinken sein, von dem exakt 225 Gramm benötigt wurden, weil da die Spargelspitzen so apart herausschauen. Mit "Was Ferts!" und "Geschäft ist Geschäft" schloss das Stück, das offensichtlich einen hohen Erkennungswert hatte.

 

Selbst die Pausenansage wird beim MIKROKOSMOS zur Nummer. 

 

In diesem Jahr wurden drei eigenwilige Kurzgedichte vorgetragen, die allesamt die Pausenthematik beinhalteten. 

 

Einige Passagen führten dann auch zur gewünschten Erheiterung und die Zuschauer wurden nach einem energischen Auftritt von Angela Cercas in die Pause geschickt, nachdem sie die vorangegangene (Ge-)Dichterlesung als "Gedöns und Grafaame" bezeichnet hatte, womit man punktgenau wieder beim Motto der Veranstaltung war.

 

Nach der Pause erwartete das Publikum die bereits angekündigte Versteigerung städtischer Insignien, Devotionalien und Souvenirs. Hierbei drehte sich alles um das Schicksal des Bischofsheimer Rathauses sowie die gesamte Thematik des Verkaufs, das in der Versteigerung perfekt verpackt war. 

 

Es wurden Gegenstände mit dem Rathausmotiv versteigert, wie eine Kachel, ein Krug und ein Glas. Der krönende Abschluss war die Versteigerung des Modells des Bischofsheimer Rathauses, das am ersten Abend mit 31 Euro (Ortwin Schneider, Hochstadt), am Samstag mit 25 Euro (Dr. Dieter Fritz, Bischofsheim) und am Sonntag mit 50 Euro beboten wurde. Da das höchste Gebot aller drei Tage den Zuschlag erhielt, war Albert Reuhl aus Bischofsheim der neue glückliche Besitzer. 

 

Für alle Gegenstände zusammen wurden 120 Euro eingenommen, die der Maintaler Feuerwehr gespendet werden. "Auktionator" Klaus Klee und seine Assistentin (Christine Rothaut) waren über das Ergebnis hocherfreut, vor allen Dingen, weil alle politischen Botschaften auf diesem Weg ihre Adressaten fanden.

 

So richtig herzhaft ging es dann bei den Bauernregeln zu. In einer neuen Auflage von "Ankes Gemeintal Channel" pries Isa in perfekter Verona-Manier den "Maintaler Bauernkalender" an und Stefan Lohr als sachverständiger Bauer gab die Bauernregeln zum Besten. 

 

Hier jagte ein Gag den Nächsten. Besonders die Bauernregeln, die auf die ehemalige Bürgermeisterin gemünzt waren, fanden großen Anklang. So hieß es: "Eine Gans, die Weihnachten überlebt, taugt nichts" oder "Rede wenig, rede wahr, trinke mäßig, zahle bar!"

Auch der amtierende Bürgermeister bekam sein Fett weg. So hieß es unter Anderem: "Steht im Januar noch das Korn, ist es sicher vergessen wor´n...". Mit "Wenn im Hof der Metzger parkt, kriegt das Schwein nen Herzinfarkt" und anderen Schmankerln war die Stimmung auf dem Siedepunkt, ehe Stefan Lohr meinte: "Wer einen Bauer betrügen will, muss einen Bauer mitbringen."

Isa gab der Nummer den richtigen Pep und Stefan Lohr unterstrich erneut seine trockene Art.

 

 

Die Siedler am HÖHL-Bach sandten ihre Vorsitzende (Gisela Jeske) kurzerhand auf die Bühne, um für die Mitgliedschaft zu werben. Hierbei entspann sich eine Persiflage auf die Siedler am Klingsee, die sich ja so richtig abgeschottet haben. Dem wolle man gegensteuern und möglichst viele Hochstädter mit einbeziehen. Dafür könne man auch von den großzügigen Getränkespenden der Kelterei profitieren, wenn es mal wieder stinke und sehr laut zugehen würde. Man wollte sich "die HIOBS" nennen, weil man hinten oben wohne. Das habe jedoch die Kirche verhindert. 

Die eher etwas nachdenklichere Nummer hatte etwas schwerer nach dem vorangegangenen Knaller, doch die Botschaft kam gut rüber, dass derartige Aktivitäten schnell zur Abschottung führen, wie man es ja bei den Siedlern am Klingsee beobachten kann. "Mit einer bematschten Birne ertrage man auch die Gerüche faulender Äpfel, man bräuchte nur viel Pomp...", waren dann die überzeugenden Aussagen, an die sich demnächst wohl etliche neue "Siedler" und Anwohner erinnern werden.

 

Ein Karnevalsbürokrat (Frank Walzer) ließ sich anschließend von einer Reporterin (Nina Stein) interviewen. Mit dem Namen Herbert Lebemann und der angesprochenen Thematik Sicherheit war recht schnell klar, wer hier auf die Schippe genommen wurde. 

Es war von nur 5 Programmpunkten die Rede. Zuvor aber seien die Sicherheitsthemen vorrangig. Dabei ging es um die Abstände zwischen den Stuhlreihen und den Stühlen selbst, um gewässerte Luftschlangen, abgerundete Ecken der ausgelegten Programme, gekürzte Kerzendochte und die Unsitte des "Verwerfens kleiner runder Papierstückchen", die während der "Bespaßung" stören würden und ein Sicherheitsrisiko darstellten. Das Stück resultierte in einigen Passagen aus den Erfahrungen der Vereine, die sie mit der Umsetzung der neuen Versammlungsstättenverordnung machen mussten.

Zuletzt erfuhr man dann aber, dass das Duo "Sauer und Milchig" des Ordnungsamts und das Ballett der Müllabfuhr auftreten würde mit dem Stück "der sterbende Spahn" und Erik Schächer das Lied "Oh, du lieber Augustin" vortragen würde, ehe man wieder in die angeschlossenen Funkhäuser zurückschaltete.

 

Das Testament ist für viele Zeitgenossen ein kritisches Thema. Also gehörte es einfach ins Programm. Was Angela Cercas und Klaus Klee daraus machten, war so wirklichkeitsnah, dass man nur staunen konnte. Man merkt das an den Publikumsreaktionen. 

 

Sicher waren es auch die typischen Familienbefindlichkeiten, die im Stück offen zutage traten. Auch war es für den Ehemann stets klar, dass er nicht zuerst sterben würde, was vom Publikum entsprechend quittiert wurde. Es war aber auch die oft anzutreffende Blickrichtung, eher darauf zu achten, "wer was nicht bekommen soll", die das Thema traf. 

Nach heftigen Diskussionen, die eine immer größer werdende Ablehnung gegenüber der begünstigten Schwägerin signalisierten, kam zum Schluss die überraschende Wende, als die Frage auf den Tisch kam, was er denn gegen ihre Schwester habe. Seine Überlegungen änderten sich abrupt, weil "sie ja gar nicht so schlecht aussehen würde und sie eigentlich ja auch nicht verheiratet sei". - "No ja!"

 

Mit dem Stück "Zentralabitur" wurde der Irrsinn des Zentralabiturs nach allen Regeln der Kunst auseinander genommen und verdeutlicht, wie viele Prüfungsvarianten möglich sind und was in die Notengebung alles einfließt. Die unterschiedliche Bewertung von Abiturnoten quer durch die Republik und deren Vergleichbarkeit standen konträr zum Zentralabitur, das von den Beiden als "nicht tauglich für ihr Kläuschen" abgelehnt wurde.

 

Der an sich trockene Stoff war sehr gut aufbereitet und wurde von Colin Stein als Vater eines Schülers und Pia Jost als dessen Mutter sehr gut rüber gebracht. Es war eines jener Stücke, bei denen man keine Lacher produziert, sondern hart an der Satire arbeiten muss, was auch vom Publikum gebührend honoriert wurde.

 

Jeden Donnerstag ist für viele Rentner der Einkaufstag, an dem sie ausschwärmen, um die Supermärkte unsicher zu machen. Helmut Roog schilderte in seiner unnachahmlichen Art, wie er dabei seinen Einkaufszettel abarbeitet. 

 

Zwischen "de Muschkaaatnüss" und "Dermasoft mit Lemmonoy" wies er auf alle Tücken hin, die so ein Einkauf bietet. Als er dann einen typischen Preisvergleich demonstrierte, war der Saal nicht mehr zu halten, denn er hatte sich dafür ausgerechnet zwei verschiedene Packungen Salzstangen ausgesucht. Über Gewicht, Anzahl, Länge, Dicke und Menge an Salzkörnern je Stange versuchte er das Problem zu lösen, wobei er stets am Dreisatz scheiterte. Auch der Hinweis, was passiert, wenn man mit leerem Magen einkauft, führte dazu, dass sich so mancher Zuschauer wiedererkannte. 

 

Der Sketch lebte von der Person Helmut Roogs und vielen typischen Eigenarten, die Senioren so haben.

 

Das Publikum fand sich nun in einem Meditationskreis wieder, der die völlige Entspannung zum Ziel hatte. Während sich die Leiterin der Gruppe (Gisela Jeske) gedankenversunken ihrer Therapie hingab, hatten es die übrigen Akteure schwer, sich zu konzentrieren. Da war zunächst eine Raucherin (Katja Welsch), deren Gedanken aus dem Hintergrund von Isa gesprochen wurden. Dann ein "Dicker" (Stefan Lohr) und seine Hintergrundstimme Frank Walzer sowie eine Hausfrau (Pia Jost) mit der Hintergrundstimme von Angela Cercas, die ihre Ablenkung und  Gedankensprünge demonstrierten. Gelegentlich schaltete sich noch ein "Albert" (Klaus Klee) ein, der in einem ganz anderen Raum saß und sich gestört fühlte. Als die drei Akteure heimlich die Sitzung verlassen hatten, rief die Leiterin der Gruppe die Anwesenden auf, wieder in die Wirklichkeit zurück zu kommen und öffnete die Augen. Die leeren Stühle waren für sie der Beweis, dass ihre Gruppe in andere Sphären entfleucht waren. Die feine Abstimmung von Gestik und Mimik der Akteure, die mit geschlossenen Augen den Hintergrunddialogen die richtige Würze gaben, war beachtenswert und eine neue Form, ein Thema aufzubereiten und umzusetzen.

 

Das Stück "Yes we can" war dann hochpolitisch, denn eine Predigerin (Isa) ermutigte auf ansprechende und engagierte Weise die Anwesenden, mit mehr Interesse für Kommunalpolitik und einer größeren Wahlbeteiligung dafür zu sorgen, dass sich viele Missstände ändern. 

 

Jeder Teilabschnitt ihrer Rede wurde von der gemeinsamen Ermutigung "Yes we can" abgeschlossen, die das Publikum mit wachsender Inbrunst intonierte. So wurde das Stadtteildenken, die Begünstigungssituationen, das Ignorieren des Bürgerwillens und der Bürgerbeteiligung, das "Für-Dumm-verkaufen" und das überall anzutreffende Mittelmaß gegeißelt. 

 

Den Kommunalpolitikern dürften bei dieser Standpauke die Ohren geklingelt haben. Gekonnt wurde die Form der Bewusstmachung gewählt, mit der Barack Obama seinen Wahlkampf bestritt und gewann. So kann man die Rezepte der großen Politik auch bis in die Kommunalpolitik hineintragen.

 

Eine ganz andere Welt eröffnete sich beim Vorgespräch zu einer Schönheitsoperation. Professor Schnipselov  (Johannes Matthias) von POLSKA BEAUTY erklärte einer Interessentin am Telefon die bestehenden Möglichkeiten, die Tochter zu verschönen. 

 

Da Schönheitsoperationen zum bestandenen Abitur inzwischen gängig sind, war das Thema aktuell. Die diversen Schönheitsfehler der Tochter führten automatisch in die Welt der Möglichkeiten, die sich bieten. In Polen-Deutsch radebrechte der Professor über Implantate, Brustkorrekturen, Beinbegradigungen und das Absaugen von Reiterhosen. Auch Nase, Ohren, Augen und tiefliegender Nabel bereiteten keine Probleme. Als die Preisfrage auf den Tisch kam, einigte man sich lediglich auf eine Brustvergrößerung, "weil man mit je 400 Gramm auf jeder Seite nahezu von allen anderen Schönheitsmängeln ablenken kann". 

Visuell wurde das Stück mit Zeichnungen untermalt, die das gesprochene Wort entsprechend verstärkten. 

Das Publikum hatte seine helle Freude.

 

Mit der Vereinsversammlung holten die Mikrokosmonauten die Welt der Vereinsmeierei auf die Bühne. Während der turbulenten Sitzung konnten sich die Typen Nörglerin (Nina Stein), Unersetzliche (Angela Cercas), Urrumpel (Helmut Roog), chronische Zuspätkommerin (Christine Rothaut) mit dem geduldigen Vorsitzenden (Johannes Matthias) befassen. Von den bekannten Störungen durch die Getränkeversorgung, über ätzende Kassen-Diskussionen, Irritation wegen des Vereinsausflugs bis zum Punkt "Verschiedenes" waren alle aufreibenden Verhaltensweisen gut demonstrierbar. 

 

Immer wieder donnerte der Vereins-Urrumpel dazwischen, dass es nur so krachte. An der Reaktion im Saal konnte man erkennen, dass vielen Besuchern derartige Verhaltensweisen sehr bekannt sind. Absolut über sich hinaus wuchs Angela Cercas, die sich wegen des Termins zum Vereinsausflug derart aufregte, dass sie aus dem Verein austrat. Als sie nach kurzer Zeit wieder herein kam und meinte: "Ich mach jetzt doch wieder mit - ich habe mich nur im Datum geirrt!", konnte sich so mancher Besucher vor Lachen nicht mehr halten.

 

                   

 

Als Schlussnummer hatten sich die Mikrokosmonauten etwas Besonderes ausgedacht. Isa und Colin Stein schlüpften in die Rolle von Pantomimen. Im Hintergrund standen getrennt die Männer und die Frauen, die im Wechsel ein Medley bekannter Melodien ansangen, zu denen die jeweiligen Pantomimen liefen. Die kurzweilige Geschichte war natürlich eine kleine Beziehungsepisode, die mit der Trennung und dem Lied "Time to say goodbye" endete. Ein energisches "Schluss jetzt mit dem Gedöns und dene Grafaame" machte der Nummer und dem Programm ein Ende. Dem schloss sich die nochmalige Vorstellung aller Akteure an, die daraufhin alle wieder auf der Bühne erschienen. Die Programme wurden mit jeweils starkem Schlussapplaus abgeschlossen.

 

Hier noch einmal die gesamte MIKROKOSMOS-Truppe:

 

Hinten von links nach rechts:

Angela Cercas, Katja Welsch, Nina Stein, Gisela Jeske, Pia Jost, Christine Rothaut und Isa

 

Vorne von links nach rechts:

Klaus Klee, Colin Stein, Frank Walzer, Johannes Matthias, Helmut Roog und Stefan Lohr

 

Nicht im Bild: Silvia Koffler

 

Technik, Bühne, Souffleuse, Ton, Kamera und Catering:

Fabian und Denis Dimter, Wolfgang Schäfer, Dennis Götz, Katrin Koffler, Andreas Koffler, Wilhelm Walzer, Hans Heide, Heinz Lohr, Kate Schell und Regina Kröller

 

Wir würden uns freuen, wenn Sie alle im nächsten Jahr wieder unsere Veranstaltungen besuchen.

 

         am 03.11.2008

 

Dem Alltag den Spiegel vorgehalten

Kabarett-Gruppe "Mikrokosmos" präsentiert "Gedöns un Grafaame" im menschlichen und politischen Miteinander

 

Maintal (mf). - Der Verkauf des Bischofsheimer Rathauses kann doch noch Profit abwerfen - zumindest, wenn die Hochstädter Kabarett-Gruppe "Mikrokosmos" solvente Käufer in den Reihen ihres Publikums auslotet. Bei den Querelen um den ehemaligen Verwaltungssitz lag das Thema für die Kabarettisten quasi auf dem Präsentierteller.

 

Und so kam das Rathaus bei einer Auktion im neuen Programm "Gedöns un Grafaame" unter den Hammer. Vergebens habe man sich bemüht, an die handschriftlichen Notizen der "Liste der Grausamkeiten" oder die Abrechnungsbelege von Dorothee Diehl zu gelangen, doch zumindest begehrte Sammlerobjekte mit Motiven des Bischofsheimer Rathauses konnte das Publikum ersteigern. Wenngleich die ersten Hände sich nur verhalten reckten, erzielte ein Modell des Rathauses als "Symbol kommunaler Vergänglichkeit" am Premierenabend des neuen Mikrokosmos-Programms am Freitag bereits ein Höchstgebot von 31 Euro. Das Startgebot lag bei fünf Euro. "Das ist inoffiziell der Erlös, der für den Verkauf des Rathauses nach Abzug aller Kosten zu erwarten ist", erläuterte Auktionator Klaus Klee, der sichtlich erfreut über das hohe Gebot war. "Mancher Besitz, der den einen gar nichts bedeutet, macht andere stolz", bemerkte er spitz.

 

Mit "Gedöns un Grafaame" halten Angela Cercas, Isa, Gisela Jeske, Pia Jost, Christine Rothaut, Nina Stein, Katja Welsch, Klaus Klee, Stefan Lohr, Johannes Matthias, Helmut Roog, Colin Stein, Frank Walzer und Siliva Koffler dem Alltag den Spiegel vor. In zwischenmenschlichen Begegnungen, banalen Situationen und in kommunalpolitischen Entscheidungen kehren sie in satirischer Manier jene Seite hervor, über die sich nicht nur lamentieren, sondern auch herzhaft lachen lässt.

 

Das beginnt schon mit dem ganz normalen Wahnsinn einer Bestellung am Drive-in-Schalter eines Fast-Food-Restaurants. Angesichts der wunderbaren Welt der Wahlmöglichkeiten beim Appetit auf einen simplen Hamburger kann der Kunde nur kapitulieren.

Auch die flüchtigen Liebesversprechen zwischen Chatroom-Bekanntschaften werden entlarvt, denn hinter dem Cyber-Casanova "Heartbreaker" verbirgt sich ein Rentner, der in der virtuellen Begegnung Ablenkung von der Hausarbeit findet, während der heimische Drache im Hintergrund krakeelt, dass der Müll noch rausgebracht werden muss.

 

Schnell zeigt sich, dass das menschliche Miteinander bereits in der Begegnung der Generationen seine Tücken besitzt. Schon die Kommunaktion muss scheitern, weil der Großvater von Schnulli-Bambulli, Alimentenkabel und "voll dem Bruzzler" nur wenig versteht, und auch die Mentalität grundverschieden ist. Während der Opa das Leben der jungen Leute auf Pump kritisiert, zur Altersvorsorge rät, zuckt der Enkel gleichgültig die Schultern: "Wieso, ich erbe doch alles von dir." Vorzeitig möchte er den Großvater von den Mühen des Vererbens entlasten. Der könne doch schon jetzt ins Heim und dem Enkel alles geben, denn die Vorsorge sei heutzutage ohnehin so schwierig. Am Ende stehe der Sprössling ohne Geld da und müsse gar ins Heim. "Das willst du doch nicht wirklich, Opa!" Mit dem Appell an das Gewissen wird der Opa gewissenlos verkauft.

 

Auch die Paragraphentreue eines städtischen Mitarbeiters, der selbst im Karneval pflichtbewusst die Verordnungen einhält, ist auf der Bühne zu sehen, ebenso wie der Trend, zum Abitur eine Schönheits-OP zu schenken. Schließlich weiß der erfahrene Arzt von "Polska Beauty", die Burger-King-Anomalie an den Oberarmen ebenso zu entfernen, wie die Brüste von einer Outlook- in eine Straight-Ahead-Position zu verschieben.

 

Geradezu phänomenal ist die aufmerksame Beobachtung des oftmals romantisierten Marktgeschehens, die Frank Walzer in einem Lied zusammenfasst und die Gedanken hinter der Fassade des vordergründig freundlichen Marktverkäufers zeigt. Ungeschoren kommt natürlich auch die Kommunalpolitik nicht davon. Der Schülerin des Volkshochschulkurses "Kommunalpolitik und gesunder Menschenverstand" erläutert ein regelmäßiger Gast der Maintaler Stadtverordnetenversammlung, dieser Mischung aus "königlich-bayerischem Amtsgericht und Frankfurter Volkstheater", die Feinheiten im politischen Entscheidungsprozess. Dass die, die aussähen wie der Elferrat der Magistrat und Mitarbeiter der Verwaltung seien, und zum Dörnigheimer Ortsverein der SPD heißt es: "Die wissen nie, wie es weiter geht, aber immer, was sie nicht wollen."

 

Auch die Suche nach einem Bürgermeisterkandidaten, der im Wahlkampf gegen Amtsinhaber Erhard Rohrbach bestehen kann, beschäftigte die Mikrokosmonauten. Da skizzieren zwei resignierte SPD-Vertreter ein Kandidatenprofil, das Rohrbach ebenbürtig sein muss: schwarz, routiniert, die Verkörperung des kleinen Mannes und rigoroser Vertreter von CDU-Interessen. Mit leuchtenden Augen verkünden die beiden den Namen, der all diese Anforderungen in sich vereint: Angelika Feuerbach, Fraktionsvorsitzende der CDU.

 

Selbst der Szenenwechsel im Dunkeln ist bei "Mikrokosmos" ein Erlebnis. Flüstersketche, die Dialoge zwischen den Schauspielern hinter der Bühne wiedergeben, lassen manchen Zuschauer schon mal verunsichert hin- und herrutschen, wenn vom verkleckerten Fleischkäse auf dem Stuhl erzählt wird.

Die Kabarett-Gruppe zeigt: Es lohnt sich, genauer hinzuschauen, im Mikrokosmos Alltag.