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 29. November 2006    - Ruhestand von Klaus Klee

 

Neu- oder Umorientierung - Wunsch oder Wirklichkeit?

 

Haben Sie auch manchmal das Gefühl, Ihre Gedanken neu ordnen zu müssen, weil irgend etwas in Unordnung geraten zu sein scheint? 

 

Mir geht es von Zeit zu Zeit so und wenn ich richtig liege, dann werden die Abstände immer kürzer, umso älter man wird. Sind davon nur Menschen betroffen, die sehr beweglich sind oder gar Menschen, deren Welt allzu starr geordnet ist? Das Bestreben, neu zu ordnen, deutet zunächst auf Beweglichkeit hin. Doch dann sind es immer wieder die alten Schubladen, die bisherigen Kategorien, die man bedient. Selten kommt mal eine neue Rubrik dazu, die sich füllen ließe. Was räumt man auf und warum? Diese Frage versuche ich zu ergründen.

 

Der Druck zur Veränderung

 

Zunächst gilt es erst einmal, den Druck zu beschreiben, der sich in einem aufbaut und der dazu führt, dass man glaubt, dass einem die Dinge zunehmend entgleiten. Hier muss man sicherlich bei der Phase der Ruhe und Zufriedenheit ansetzen, in der man durchaus gewillt war, zusätzliche Aufgaben zu übernehmen. Es herrschte das Gefühl vor, in der momentanen Konstitution und von der Interessenlage her noch aufnahmefähiger und belastbarer zu sein. Man glaubt mitunter sogar, dass einem noch etwas fehle, um die Zufriedenheit abrunden zu können.

Beim PC würde man diesen Punkt als Wiederherstellungspunkt beschreiben, den man fixiert, um spätere Veränderungen rückgängig zu machen, wenn sich ein unbefriedigender Zustand ergeben sollte. Man vergisst aber dabei, dass sich im Bedarfsfall inzwischen sowohl die eigene Konstitution als auch die Interessen verändert haben und es ein wirkliches Zurück auf den Punkt, an dem die Welt scheinbar noch in Ordnung war, nicht mehr gibt.

 

Doch zurück zu dem Punkt, an dem man für Veränderungen offen war und alle möglichen zusätzlichen Verpflichtungen einging. Hier greift zunächst das schmeichelhafte Gefühl, gebraucht zu werden. Das umso mehr, weil man uns klar machte, dass gerade wir es seien, die hierfür besonders geeignet wären und man natürlich auf uns zählen würde. Da kommt auch noch ein Quäntchen Zufriedenheit daher, das uns anscheinend noch fehlte und wir sagen zu. Manchem kommen bei näherem Überdenken hier bereits erste Zweifel, die jedoch von der momentanen Leistungsfähigkeit überdeckt und vom Tisch gewischt werden. Noch ehe man so richtig in die neue Sache einsteigt, kommen andere scheinbar verlockende Dinge auf uns zu, die auf gleiche Art von uns Besitz ergreifen. Nun beginnt so langsam die Eskalation.

 

Um alle Erwartungen zu erfüllen, muss man zwangsläufig neue Prioritäten setzen - der Veränderungsprozess beginnt. Sind nun die neuen Aufgaben erfolgreich auf dem Weg, so wächst der Druck der prioritätsmäßig herabgesetzten Bereiche - Unzufriedenheit wird deutlich. Meistens macht man den Fehler, den Reiz des Neuen höher zu bewerten als die Verpflichtungen, die man bereits hatte. Es folgt die Frage nach dem größeren Nutzen, um die gewählte Priorität zu rechtfertigen. Tritt bei den neuen Verpflichtungen eine Phase der Ernüchterung oder gar der Frustration ein, dann wird die Priorität zeitlich begrenzt. Das heißt, dass die Sache zwar noch genauso vorrangig ist, jedoch nur bis zum Erreichen des gesetzten Zieles. Man ist froh, wenn das Ziel erreicht wird. Damit soll die Sache dann zum Abschluss kommen und man hofft, dass die Welt wieder in ihren alten Zustand verfällt, damit der Druck verschwindet. Das aber ist eine der größten Fehleinschätzungen, denen man erliegen kann.

 

Der Wahnsinn geht weiter

 

Die Stunde der Zweifler und der Selbstsicheren kommt mit dem Finale der Aktivität. Entweder, man hat immer gewusst, dass die Sache ein Reinfall wird, oder man war sich absolut sicher, dass sich nur dieser Erfolg einstellen konnte. Beides hat seine Tücken. Wird es ein Reinfall, dann ist es auch relativ leicht, aus der Sache heraus zu kommen. Wird es ein Erfolg, dann setzt entweder der Prozess ein, dass sich die vielen Väter des Erfolgs gegenseitig den Erfolg streitig machen oder dass ein oder mehrere Top-Leister ihr Ziel erreicht sehen und keiner mehr Lust verspürt, mit einer nochmaligen Leistung an das erreichte Ergebnis anzuknüpfen. Kommt zur Leistung auch noch ein wirtschaftlicher Erfolg hinzu, dann schnappt die Falle der Erwartungen endgültig zu und der Wahnsinn geht weiter.

 

Die Notbremse ziehen

 

Je nach Konstitution und Interessenslage und dem Umfeld, in das man eingebettet ist, kommt der Moment, in dem man gern selbst die Wahl haben will ob man weitermacht oder nicht. Kommen in diesem Moment ganz ungünstige Dinge zusammen, dann ist die Suche nach dem "Wiederherstellungszeitpunkt" gekommen. Die Frage nach dem Reiz und der Zufriedenheit steht im Raum und überdeckt alles Gewesene bis hin zur Bedeutungslosigkeit. Wenn keine neuen Reize hinzukommen, dann ist der Zeitpunkt der Um- oder Neuorientierung gekommen. Das muss nicht die Abkehr von allen Aktivitäten bedeuten, soweit sie noch die gleiche Bedeutung haben. Entscheidend ist der Einfluss, den man auf eine Sache hat und was sie einem bedeutet.

 

Beruflich habe ich mehrmals die Notbremse gezogen und im Verein auch bereits mehrmals, als sich die Wertigkeiten änderten. Auch von Menschen habe ich mich teils abgewandt, teils zurückgezogen, wenn ihre Eigenarten, Charakterzüge oder Lebensauffassungen meine Empfindungen negativ beeinflussten. Diese Notbremse muss sein, denn man wird sonst zum Spielball seines Umfelds. Auch mir gegenüber haben sich Menschen zurück gezogen, weil ich nicht positiv auf sie wirke - damit muss man leben. Es gibt eine einfache Regel: Entweder man macht oder es wird mit einem gemacht.

 

Neu orientieren

 

Es gibt Menschen, die schütten das Kind mit dem Bad aus und entfernen sich mit einem schlechten Gewissen. Anderen ist das völlig egal, denn kein Kind ist davon jemals gestorben - es hat es angeblich nur hart gemacht. Mir liegen diese Spielarten nicht. Deshalb führe ich die Dinge zu Ende und weiß sie generell gern in guten Händen. Sollten Dinge in guten Händen von Veränderungen betroffen sein, so ist das allerdings nicht mehr mein Problem, wenn ich es nicht will.

 

Die Neuorientierung kann durchaus beinhalten, dass man den Reiz an einer Sache neu entdeckt und das Spiel wieder von vorn beginnt. Da sich jedoch das gesamte Umfeld ständig weiterentwickelt, muss auch alles mit neuen Maßstäben gemessen werden. Das sich dann ergebende Bild muss akzeptabel sein, damit es ins neue Konzept passt. Schließlich soll es ja bis zum nächsten Orientierungspunkt Bestand haben.

 

Die einfachste Art der Neuorientierung ist jedoch, den gesamten Ballast abzuwerfen und sich nur noch den schönen Seiten des Lebens zuzuwenden. Doch dazu muss man geboren sein.